Mittwoch, 1. Februar 2012

1. Etappe: Traifelberg – Eningen

Wegverlauf:
Traifelberg – Holzelfingen - Übersberg - Abstieg beim Mädlesfels nach Eningen

Weglänge: 18 km

Karte: F523 Tübingen und Reutlingen Freizeitkarte 1:50.000

Anfahrt:
Mit dem Zug von Stuttgart nach Reutlingen und dort mit dem Bus zur Haltestelle Traifelberg

Rückfahrt:
Mit dem Reutlinger Stadtbus von Eningen nach Reutlingen Bahnhof. Von dort mit dem Zug nach Stuttgart.

Gelaufen am: 01.02.2011


Als ich diese Tour plante hatte ich noch nicht im Sinn die Alb mal komplett zu umrunden. Ich wollte einfach eine schöne Tour machen und erinnerte mich an die Felsen beim Traifelberg. Ich war dort schon mal wandern und es hat mir so gut gefallen, dass ich dort nochmals hin wollte. Allein die Busfahrt auf die Alb gefällt mir immer wieder gut. Man fährt die Honauer Steige in Serpentinen hoch und hat einen tollen Blick auf das Schloss Lichtenstein. Und vom Bus aus noch besser als vom Auto, weil man im Bus erhöht sitzt. Direkt nach dem Albaufstieg ist die Haltestelle „Traifelberg“. Hier oben hatte es Schnee! In Stuttgart und Reutlingen gab es noch keinen, aber kaum fährt man ein paar Höhenmeter rauf liegt dort Schnee! Ich war zwar nicht darauf vorbereitet und hatte nur meine Trekkingschuhe dabei, aber egal, die Freude überwiegt.

Aussteigen und erstmal genießen und umschauen: ich bin auf der Alb. Wieder. Und immer wieder gut. Über die Straße und erst geradeaus, dann links zu den Felsen. Wie damals kann ich mich wieder nicht entscheiden: soll ich unten rum laufen oder oben über die ersten Felsen. Ich entscheide mich für unten und laufe direkt an den Felsen vorbei. Die Albfelsen haben mich schon immer fasziniert. Sie haben eine interessante Struktur und inmitten von Waldhängen tauchen sie plötzlich auf und verleihen der Landschaft ihr einzigartiges Gesicht. Die Alb war einmal ein Meer, man glaubt es kaum! Das schwäbische Meer. Und die Felsen, die jetzt so schön herausragen waren einmal Korallenriffe. Das muss man sich erstmal vorstellen wo man hier vorbei läuft! Man könnte genauso gut auf dem Meeresboden sein.

Man läuft nur an den ersten Felsen unten entlang und dann nur noch oben am Trauf und kann jederzeit auf die Felsen raus und die Aussicht genießen. Ich bin mal wieder begeistert. Auf den verschiedenen Felsen sitze ich lange (zum Glück habe ich mein aufblasbares Sitzkissen mitgebracht – ohne wäre es doch etwas kalt) und schaue einfach nur so raus in die Landschaft. Auch nach unten ist der Blick phantastisch. Es sind doch einige Höhenmeter Unterschied! Eigentlich kann ich meine Augen kaum davon lösen und könnte den ganzen Tag hier sitzen. Vielleicht mache ich das mal im Sommer.

Von den Felsen gibt es wirklich reichlich, aber irgendwann sind auch die zu Ende und da stand ich hoch über Honau und überlegte wohin ich gehen soll. Mir war aufgefallen, dass ich auf dem Hauptwanderweg 1, dem Albnordrandweg laufe, ohne es direkt beabsichtigt zu haben. Mein eigentlicher Plan war jetzt abzusteigen und auf der anderen Seite rüber zum Schloss Lichtenstein zu laufen, um am Traifelberg wieder in den Bus zu steigen. Aber da war er: der Hauptwanderweg 1. Das rote Dreieck. Meine Kollegin hatte erzählt wie sie im Sommer des letzten Jahres diesen in 15 Etappen mit „Wandern ohne Gepäck“ gelaufen war. Beeindruckend. 15 Tage lang, jeden Tag wandern, von Donauwörth bis Tuttlingen. Was für eine Strecke! Mmmh. Und wenn ich das auch mache? Ich habe zwar nicht in Donauwörth angefangen, aber ich könnte doch von hier aus dorthin laufen. Aber das ist weit. Mmh. Und wenn ich nur mal in die Richtung laufe? Ich muss ja nicht den ganzen Weg gehen. Einfach mal schauen wie weit ich komme. Mmh. Soll ich absteigen oder weiter laufen? Aber wo könnte ich wieder zurück? Aber schon war die Idee in meinem Kopf. Schnell die Karte raus gezogen und geschaut wie der HW1 hier verläuft. Der verläuft nur oben auf der Alb und von dort fahren meines Wissens nach keine Busse zurück zum Bahnhof. Ich müsste also irgendwo absteigen. Eningen. Das klingt gut. Ist zwar ein Stück vom HW1 entfernt, wird aber schon nicht so schlimm sein. Und am Mädlesfelsen würde ich auch vorbei kommen. Ein Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus. Ich packe die Karte ein und laufe los. Es ist beschlossen.

Jaja und so reift die Idee in meinem Kopf. Oder sollte ich besser sagen, sie begann von mir Besitz zu ergreifen? Ich wollte einfach mal schauen wie weit ich komme. Donauwörth als Endpunkt war zu diesem Zeitpunkt noch nicht in meinen Gedanken, erschien mir das doch ziemlich weit weg.

Also lief ich vom Trauf weg nach Holzelfingen, dort über die Straße – ich konnte mich erinnern hier schon einmal mit dem Auto die Holzelfinger Steige hochgefahren zu sein und laufe am Ortsrand weiter wieder zum Albtrauf und zur Ruine Stahleck, die ich mir nicht angeschaut habe, weil man vom Weg etwas weg müsste und ich war jetzt nur noch auf den Weg konzentriert. Keine Ablenkungen. Ich! Laufe! Auf! Dem! HW1! Hätte sich bestimmt gelohnt die Ruine, aber egal.

Der Schnee ist mittlerweile tiefer. Von 5 bis 10cm habe ich alles und meine Jeans ist am Saum bereits eingefroren. Aber besser als nass. Beim Trinken fiel mir jedoch auf, dass mein Wasser auch zur Hälfte eingefroren war! Ich hatte einen halben Liter in einer Plastikflasche dabei und obwohl das ziemlich wenig Wasser war nun mit der größeren Tour schwenkte ich es begeistert hin und her und beobachtete wie der innere Eisblock hin und her schwamm. Wow. Ein Abenteuer mitten im Alltag. Ganz nach meinem Geschmack. Ein bisschen kalt, aber genial!

Und dann komme ich in dieser wunderschönen Winterlandschaft auf den Segelflughafen Übersberg. Vor zwei Jahren war ich schon einmal hier und es sah wieder genauso aus. Ich war beeindruckt. Wie schön, wenn sich tolle Erlebnisse wiederholen. Es war ein wenig windig auf dem Flugfeld und Schnee wurde durch die Luft getrieben. Und der Schnee war tiefer. Vielleicht durch die Verwehungen? Ein Traum von einer Winterlandschaft. Vereinzelt schauen hohe Grashalme aus der Schneedecke und eine Schutzhütte steht einsam in der Landschaft. Ich laufe raus auf das Flugfeld und weiß ich muss mich nach links halten, um zum Hangar und Waldrand zu kommen. Wahrscheinlich hätte ich es auch so gefunden, weil ich zum Glück ein gutes Orientierungsgefühl habe, aber eine Reifenspur führte mich genau dorthin. Mittendrin blieb ich stehen. Um mich herum nur weiß. Feiner Schnee, der durch die Luft fliegt. Vor mir: nichts. Neben mir: nichts. Hinter mir: nichts. Das Schneetreiben hat mich komplett eingehüllt. Ich sehe nur noch weiß, keinen Wald, nichts. Wie schön! Ich bleibe lange stehen und genieße es. Als ich weiter laufe taucht irgendwann vor mir der Hangar erst undeutlich, dann besser sichtbar aus dem Schneenebel auf. Ich bin glücklich. Hierher werde ich wieder kommen wenn es schneit. Das möchte ich wieder erleben.

Von dort verlasse ich nun den HW1, um dem blauen Dreieck folgend, nach Eningen abzusteigen. Der Straße entlang, beim Gasthaus, das im Winter geschlossen hat vorbei und zu einem Pferd, das mich neugierig anschaut. Zu dieser Jahreszeit kommen offenbar nicht viele Leute vorbei. Von hier aus einen kleinen Abstecher abseits des blauen Weges zum Mädlesfelsen, von wo aus man wieder eine schöne Sicht hat. Den gleichen Weg zurück und dann auf dem blauen Dreieck in Serpentinen auf einem schmalen Waldweg runter. Solche Abstiege gibt es überall auf der Alb: der Weg ist gerade mal so breit, dass man darauf laufen kann und fädelt sich am Hang entlang nach unten. Und obwohl ich nicht schwindelfrei bin laufe ich liebendgerne auf solchen Wegen. Auf der einen Seite den Berg hoch, auf der anderen runter und der Weg genau dazwischen. Weiter unten verbreitert sich der Weg und läuft sanft ins Tal hinab. Laut Karte bin ich nun kurz vor Eningen. Ob und wenn ja wo es dort eine Bushaltestelle gibt weiß ich nicht. Ich laufe einfach mal drauf los. Es wird dort schon was geben. Durch das Industriegebiet und einfach mal vor zur Hauptstraße. Und tatsächlich! Eine Bushaltestelle. Dort verkehrt der Reutlinger Stadtbus direkt zum Bahnhof. 6 Minuten später war auch gleich einer da. Was für ein Glück! Aber man muss sich eben auch einfach mal treiben lassen. Irgendwas ergibt sich immer.

Da ich noch nicht von der Idee besessen bin, noch in diesem Jahr komplett um die Alb rum zu wandern, hatte ich es auch nicht so eilige mit der nächsten Tour und habe einige andere Wanderungen gemacht. Weiter geht es daher erst am 25.2. Aber dazwischen gibt es noch einen Wandertipp zu den Höhlen. Also einfach mal wieder reinschauen, oder den Blog per Email abonnieren.

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