Samstag, 25. Februar 2012

2. Etappe: Eningen – Bad Urach

Wegverlauf:Eningen – Aufstieg zum Übersberg – Eninger Weide – Gestüt St. Johann – Rutschenfels – Bad Uracher Wasserfall – Bad Urach

Weglänge: 24,5 km

Karte: F524 Bad Urach Freizeitkarte 1:50.000

Anfahrt:
Mit dem Zug von Stuttgart nach Reutlingen und dort mit dem Stadtbus nach Eningen

Rückfahrt:
Mit der Ermstalbahn von Bad Urach nach Metzingen, dort umsteigen in den Zug nach Stuttgart.

Gelaufen am: 25.02.2011

Da ich den Weg genau dort beginnen lassen will wo ich das letzte Mal aufgehört habe, steige ich an der gleichen Bushaltestelle wieder aus und laufe durch Eningen hindurch, den Berg rauf, wieder beim Pferd vorbei, das mich wieder neugierig anschaut („die schon wieder? – Hallo“) zum Übersberg. Der Aufstieg wird von leichtem Schneeregen begleitet. Je weiter ich hoch komme, desto eher kann man von Schnee sprechen, aber auch nicht wirklich. Erst jetzt wird mir klar wie weit dieser Extraweg war! Es dauert eine ganze Weile bis ich oben bin. Das hatte ich mir gar nicht so klargemacht. Aber das war vielleicht auch besser so.

Oben angelangt stelle ich fest, dass von dem schönen Schnee vom letzten Mal leider nichts übrig geblieben ist. Ich war oft nur bei schönem Wetter wandern, aber diesesmal hatte ich mir geschworen trotzdem zu gehen. Denn wenn ich nur auf schönes Wetter warte, dann würde ich auf diesem Weg nicht weit kommen bei dem wechselhaften Wetter in Deutschland.

Es geht gleich links in den Wald hinein am schönen Albtrauf entlang bis ich zur Eninger Weide komme, über die man quer drüber läuft, vorbei am Schafhaus. Dort stehen auf einer kleinen Weide bunt gemischt Kälber, Ziegen und ein Esel, sichtlich vom Regen eingeweicht im Matsch. Ich werde es nie verstehen können wie Kühe direkt neben ihrem Haufen liegen können. Die Tiere beobachten mich, ich beobachte die Tiere, spreche ein wenig mit ihnen. Wer beobachtet hier wohl wen? Jedenfalls stelle ich fest, dass die Tiere, denen ich auf der Alb begegne, allesamt sehr neugierig sind. Und dann steht das Kalb auf und schnuppert am Esel, dem das gar nicht gefällt. Er weicht immer wieder aus, doch das Kalb schnuppert weiter, natürlich auch am Hintern. Und dann platzt dem Esel der Kragen und er schlägt aus. Wamm! Mit voller Wucht auf die Stirn des Kalbes. Ich dachte ich sehe nicht richtig. Die Wucht des Schlages hätte dem Kalb locker den Schädel spalten können und es taumelt auch ordentlich. Zum Glück ist nichts weiter passiert. Das Kalb steht nur benommen rum. Der Blick lässt vermuten, dass einige Gehirnzellen bei dem Schlag abgestorben sind. Armes Kalb denke ich noch. Aber was schnuppern die Tiere auch immer gegenseitig am Hintern rum. Das würde mir auch nicht gefallen.

Es hat inzwischen aufgehört zu regnen und ich laufe weiter zum Glemser Pumpspeicherbecken. Zwei Techniker sind dort auf ihrem regelmäßigen Prüfgang unterwegs. Das Speicherbecken ist echte Ökoenergie. Wenn zu viel Energie vorhanden ist, wird in das Becken auf dem Berg Wasser gepumpt und wenn Energie benötigt wird, wird es abgelassen und am Bergfuß durch Turbinen geschleust, die wiederum Strom erzeugen. Die Albbewohner sind bezüglich Ökoenergie sehr rege. Das werden wir noch an anderer Stelle sehen.

Und dann komme ich zu einem Highlight: dem Landesgestüt St. Johann. Von weitem sehe ich schon draußen die Pferde wild miteinander rumtoben. Sie gehen spielerisch aneinander hoch und galoppieren über die Weide. Ein Anblick, der mir immer wieder gefällt. Und wie ich über den Hof gehen will stellt sich mir der Hofhund entgegen. Ein echter Wuschelhund. Ob der mich wohl durchlassen wird? Was mache ich denn jetzt? Ich fange einfach mal an mit ihm zu reden, versuche ihm zu zeigen, dass ich ganz harmlos bin und einfach nur durchlaufen möchte. Eine ganze Weile tut sich nichts und ich gehe schon in Gedanken durch wie ich den Hof umlaufen könnte, aber dann kommt er zu mir her und schnuffelt erstmal. Ganz ruhig bleiben. Offenbar hat er mich als harmlos eingestuft, denn im nächsten Augenblick weicht er schon nicht mehr von meiner Seite und will immer mehr Streicheleinheiten. Bin ich froh! Und süß ist er auch der Wuschelhund.

Über der Straße ist dann der zweite Teil des Gestüts. Mir gefällt es hier. Ich war schön öfters in dem Gasthof (Mo Ruhetag) essen. Er kommt so richtig urig daher und hat eine klasse schwäbische Küche. Schade, dass ich heute mein Vesper schon dabei habe. Direkt am Parkplatz gibt es einen Hofladen mit leckeren lokalen Spezialitäten wie Honig, Marmelade, Brot, Nudeln oder auch dem Holunderblütensirup, den man unbedingt mal probieren sollte. Geöffnet ist der Hofladen leider nur am Wochenende, heute also zu. Schade, denn ich hätte gerne was mitgenommen. Auf diese Hofläden stehe ich total.

Von dem Gestüt geht es über eine wunderschöne Allee zum Turm Hohe Warte. Der schwäbische Albverein hat auf der Alb einige Aussichtstürme errichtet und die Hohe Warte ist einer davon. Da ich aber lieber wandern will gehe ich weiter zum Fohlenhof. Ich war noch nie dort und bin neugierig. Was ist dieser runde Holzbau? Er hat einige Öffnungen und ich muss auf das Fundament klettern, um hindurchzuschauen. Und dann wäre ich vor Schreck gleich wieder runter gefallen! Direkt an meinem Gesicht galoppiert ein schwarzer Hengst vorbei! Ich kann es kaum glauben und schaue vorsichtig nochmals rein. Eine runde Bahn, mit Rindenmulch bedeckt, auf der junge Pferde im Kreis rennen. Und das ziemlich schnell! Ich bin begeistert. Sie jagen sich gegenseitig, tollen herum und steigen hoch. Alles ist leise, nur die Laufgeräusche der Pferde sind zu hören. Gespenstisch. Eine Welt für sich. Ich fühle mich wie ein Entdecker, der ein bis dato unbekanntes Tal entdeckt hat. Und in der Mitte, abgetrennt von der Laufbahn, steht ein Baum, auf dem Spatzen munter umherfliegen. Eine richtige Oase für die Vögel. Ab und an kommt ein Pferd und lässt sich streicheln. Aber sie sind zu ungestüm, um länger zu bleiben und rennen weiter.

Als ich mich endlich lösen kann und noch ein wenig über den Hof gelaufen bin, gehe ich weiter, erst über Weiden, dann vor zum Rutschenbrünnele und Rutschenfels. Ich habe mich hier ein bisschen verlaufen. Man muss aufpassen, dass man nicht zu weit rechts läuft. Der eigentliche Weg wäre links am Gatter entlang in den Wald rein gegangen. Da ich am Rutschenfelsen aber schon öfters war wusste ich zum Glück wie ich wieder auf den Weg komme. Hier oben hat es noch etwas Schnee.

Das Rutschenbrünnele ist ein Loch inmitten von ebenem Ackerland auf der Albhochfläche. Eine Doline. Hier ist die Erde über einer Höhle eingebrochen. Diese Doline hat mich schon immer fasziniert. Immer wenn ich da bin, laufe ich runter zur Quelle, die ein paar Steine runter fließt und dann einfach so im Boden versickert. Jedes Mal schaue ich mir den Boden an, ob ich nicht doch einen Tunnel entdecken kann, durch den das Wasser abfließt. Aber ich habe nie einen gesehen. Das Wasser versickert schlicht und ergreifend im Boden.

Und dann geht es zu einem weiteren Highlight: dem Rutschenfelsen. Man hat von hier aus eine prächtige Aussicht über die umliegenden Berge. Der Fels geht steil nach unten. Man muss aufpassen nicht zu nah an den Rand zu gehen, auch wenn das sehr verlockend ist! Ich gehe an verschiedene Stellen und da der Fels sehr breit und leicht gebogen ist kann ich ihn immer wieder gut sehen, wenn ich mich etwas vorbeuge. Der Wind vom Tal weht mir ins Gesicht. Auch als ich weiter in den Wald rein laufe muss ich mich immer wieder umdrehen und begeistert den Felsen hinter mir anschauen.

Im Wald geht es bald links runter zum Bad Uracher Wasserfall. Eine der wildromantischsten Albabstiege wie ich finde. Man läuft an Felsen vorbei, es ist steil, der Weg schmal. Ich erreiche dann eine Zwischenebene. Hier war ich noch nie und erkunde sie gleich. Man kann direkt an den Wasserfall wo er in die Tiefe stürzt! Und ich verfolge den Bach nach hinten und schaue wo er aus dem Berg kommt. Ist dieser Wasserlauf vielleicht mit der Quelle vom Rutschenbrünnele verbunden? Was oben versickert muss ja auch irgendwo wieder raus kommen. Ich weiß es nicht, aber der Gedanke macht Spaß. In der großen Schutzhütte setze ich mich eine Weile hin und lese das Schwäbische Tagblatt, das jemand hier gelassen hat.

Der HW 1 würde jetzt auf dem Berg weiter gehen, aber mein Tag ist leider schon wieder zu Ende. Ich laufe nun am Wasserfall entlang nach unten. Neugierig wie ich bin muss ich auch immer wieder direkt ans Wasser. Überall hängen noch Eiszapfen. Wenn der Wasserfall im Winter richtig gefroren ist muss das toll aussehen! Bisher kenne ich das nur von Photos. Aber hier wird es schon wärmer. Am Boden liegen auch schon jede Menge abgebrochene Eiszapfen.

Durch das Tal geht es dann am Bach entlang zur Haltestelle Wasserfall. Da der Zug nur zweimal die Stunde fährt und ich noch eine Weile habe, laufe ich zusätzlich am Fuß des Hohenurachs vor bis zur Haltestelle Bad Urach und fahre von dort zurück nach Hause.

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