Donnerstag, 19. April 2012

8. Etappe: Heubach – Unterkochen

Wegverlauf: Heubach – Rosenstein – Lauterburg – Tauchenweiler – Volkmarsberg - Unterkochen

Weglänge: 23 km


Anfahrt: Von Stuttgart mit dem Zug nach Schwäbisch Gmünd und von dort mit dem Stadtbuch nach Heubach.

Rückfahrt: Von Unterkochen mit dem Zug nach Aalen. Dort in den Zug zurück nach Stuttgart umsteigen.

Gelaufen am: 19.04.2011

Der Höhepunkt dieser Etappe liegt gleich am Anfang. Danach wird es leider relativ uninteressant. Man läuft durch viel Wald und hat wenig Sehenswertes auf der Strecke.

In Heubach mit dem Bus angekommen (dieses mal von Schwäbisch Gmünd nicht wie bei der Rückfahrt auf der letzten Etappe über Böbingen) hatte ich erstmal Druck auf der Blase, weil ich im Zug ausgiebig gefrühstückt und getrunken hatte. Ich war wie immer zu faul morgens noch früher aufzustehen, um zu Hause zu frühstücken. Daher verlege ich an Wandertagen das Frühstück immer in den Zug. Und in Heubach gab es ja diese öffentliche Toilette. Wieder nicht besonders sauber, aber auch gleich wieder vergessen. Man biegt von der Durchgangsstraße nach links ab und kommt am Werk von Triumph vorbei. 

Anschließend geht es gleich in den Wald und im Zickzack den Berg rauf. Und oben erwartet einen ein wunderschöner Fels, der auch bei Kletterern beliebt ist: der Rosenstein. Ich war so fasziniert, dass mir erstmal der Mund offen stehen blieb und ich die blühende Natur vom Aufstieg schon wieder vergessen habe (an diesem Hang habe ich das erste Mal bewusst die Wolfsmilch Pflanze gesehen). Die Felsen erinnern mich an Frankreich, vor allem weil die Sonne darauf scheint und die Art wie das Licht auf die Felsen scheint mir bekannt vorkommt. Und man sieht auch gleich eine der vielen Höhlen, die es hier am Rosenstein gibt. Man kommt nicht weit, aber es ist ein schönes großes Portal. Ich setze mich erstmal hin und genieße diese Entdeckung.

Als ich mich endlich losreißen kann laufe ich weiter den Berg hinauf zur Ruine Rosenstein. Es ist nicht mehr viel übrig außer einer Mauer mit Fenstern. Auf einer Tafel wird die Geschichte der Burg erzählt. Und dann geht es über eine grüne Brücke und schon fällt mir eines auf: hier hängen viele gelbe Schilder rum, die die Schilder des HW1 regelrecht verdrängen. Das hat mich sehr verärgert, weil der HW1 hier irgendwo nach rechts abbiegt, was aber schwer zu erkennen ist. Man bekommt den Eindruck die Macher des gelben Weges hätten sich hier den HW1 zu Nutzen gemacht und zum Dank seine Schilder überhängt. Ich beschließe diesen gelben Weg nie zu laufen. (In der Zwischenzeit bin ich ihn wohl gelaufen: es gibt sogar einen Blog dazu. Man vergisst einen solchen Ärger dann auch wieder.)

Gerne hätte ich noch die vielen anderen Höhlen auf dem Rosenstein erkundet, die auf der Karte eingezeichnet sind, aber das wäre ein großer Umweg gewesen. Ich habe es mir daher für später aufgehoben. An diesem Tag wusste ich noch nicht, dass diese Höhlen richtig toll sind und man sie auf jeden Fall anschauen sollte: die große Scheuer, das Haus, das finstere Loch. Ich habe das nachgeholt, als ich ein Jahr später den Remstalhöhenweg (den gelben Weg) gelaufen bin. Wen die Beschreibung zur Höhlentour interessiert kann in meinem Blog zum Remstalhöhenweg nachsehen. Heute habe ich auf dem Bergrücken dafür Weißwurz, Taubnesseln und die große Steinmier gesehen. Ich werde hier auch mal einen Blogeintrag einstellen, der die Blumen zeigt, die ich auf meinem Weg gesehen habe.

Den Weg habe ich dann also doch noch gefunden. Nach so vielen Wanderungen bekommt auch Übung darin und einen Blick für die kleinen Schilder selbst an weiter entfernten Bäumen. Es geht durch Lauterburg hindurch und auf dem offenen Feld dahinter sieht man - Windräder. Dieses mal wollte ich nicht an ihnen vorbei laufen. Ich bin statt nach links auf dem HW1 abzubiegen einfach weiter geradeaus zu den Windrädern gelaufen und habe eine wahre Photoorgie veranstaltet, so sehr haben mich diese Windräder fasziniert. Es war wenig Wind, daher haben sie sich nicht immer bewegt. Ab wenn, dann hört man sie kaum. Dass manche Bauern und Anwohner über die Geräusche klagen konnte ich hier nicht nachvollziehen. Aber vielleicht war ja einfach nur zu wenig Wind. Ich wollte unbedingt auch direkt an ein Windrad und habe mir dazu eines ausgesucht, dass nicht ganz so weit weg war. Die Abstände zwischen den Windrädern sind dann doch nicht zu verachten. Von der Ferne sieht das nähre aus. Das liegt aber auch daran, dass die Windräder so unglaublich groß sind, was man auch erst aus der Nähe bemerkt. Ich habe noch einige Bilder gemacht, bei denen ich die Kamera direkt an die Säule gelehnt habe und senkrecht nach oben photographiert habe. Ein Freund hat mir das einmal bei einem Baum gezeigt. Das ist immer wieder eine tolle Perspektive auf dem Bild. Die Windräder sind nicht nur hoch, sondern der Propeller ist auch unglaublich groß. Ich wäre gerne mal beim Aufstellen einer solchen Windanlage mit dabei. Allein das muss ein Abenteuer sein. Die Säule spendet außerdem noch einen praktischen Schatten, in dem ich mein Vesper gegessen habe. Heute ist es sehr heiß und der Himmel wolkenfrei blau. Ich habe mal wieder einen schönen Tag erwischt. Viele haben über dieses Jahr geklagt, es hätte nicht so viel Sonne gegeben. Ich kann darüber nicht klagen, mir ist es in guter Erinnerung geblieben.

Von den Windrädern bis zum Volkmarsberg geht es dann ausschließlich durch den Wald auf breiten Waldwegen, die sich vom Laufen so zwischen Asphalt und Waldweg anfühlen. Meine Füße fanden das nicht besonders toll. Dieses mal leider auch ohne Albtrauf, der ab hier auf dem HW1 Richtung Osten Mangelware wird. Zum einen weil die Streckenführung eine andere ist und zum anderen, weil die Alb hier auch schlicht und ergreifend nicht mehr so hoch ist. Man kann die Absenkung regelrecht auf den Aussichtspunkten verfolgen. Meist ist dort ein Schild mit dem Namen und der Höhe angebracht.

Im Wald kommt an ehemaligen Erzgruben vorbei. ich dachte zunächst, dass man viel davon sehen müsste und vor allem deutlich, weil das auch entsprechend auf der Karte vermerkt ist. Man bemerkt zwar die Hügel im Wald, aber es ist alles sehr zugewachsen, so dass es keine Sehenswürdigkeit im Vorbeilaufen ist. Man müsste hier mal im unterholz auf Erkundungstour gehen und sich dafür Zeit nehmen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich das lohnt.
Und dann geht es zum Volkmarsberg. Dieser kündigt sich schon durch lichter werdenden Wald an, der schließlich ganz zurück geht und man über eine wunderschöne Wacholderheide geht, die unzählige Blumen beherbergt. Flächenweise Schlüsselblumen, ab und zu rote Lichtnelken und den phänomenalen Frühlingsenzian, der mich mit seinen eindringlichen, strahlenden blau in seinen Bann gezogen hat. In meiner Begeisterung lege ich mich auf die Wiese und schaue all die schönen Blumen an und genieße einfach.
Der Turm auf dem Volkmarsberg wurde 1930 vom Schwäbischen Albverein erbaut. Man soll von dort oben eine gute Aussicht haben. Aber er war leider zu. Auch die großzügig angelegte Wirtschaft mit Biergarten war leider zu. Es ist einfach noch zu früh im Jahr. Im Sommer ist hier bestimmt viel los. Ich setze mich auf eine der vielen Bierbänke ans Haus und schaue einfach so in die Gegend. Da kommt ein Wanderer mit riesigem Rucksack aus dem Wald, grüßt mich und lässt sich am Turm nieder, zieht die Schuhe aus und massiert seine Füße. Ich sehe gleich, dass er die Wanderkarte des HW1 dabei hat. Es gibt eine Karte (je eine für den HW1 und eine für den HW2), die den Weg komplett im Maßstab 1:50.000 abbildet. Sie hat nur den Nachteil, weil der Weg über so viele Kilometer reicht, dass sie immer nur einen schmalen Streifen um den Weg darstellen kann, damit man sich auf dem weg nicht verläuft (was ohnehin selten passiert, da die Beschilderung so gut ist). Was mir bei dieser Karte jedoch fehlen würde ich die größere Orientierung. Wenn ich morgens mit dem Zug zur nächsten Etappe fahre schaue ich immer lang auf die Karte und versuche die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Landstrichen zu verstehen und lerne dabei welche Orte, die man schon immer gehört hat, noch nie besucht oder zumindest mal daran vorbei gefahren ist, beieinander liegen. Im Großraum um die Alb herum und auf der Alb habe ich dadurch nun eine wesentlich bessere Orientierung bekommen.

Ich frage den Wanderer ob er auf dem Nordrand unterwegs ist (eine offensichtliche Frage wenn man die Karte sieht, aber irgendwie muss man eine Unterhaltung ja anfangen). Er bejaht und erzählt mir, dass er in Donauwörth am Montag begonnen hat und heute bereits 30km gelaufen ist und er bemerkt hat, dass der Rucksack viel zu schwer ist. Er hat immer sein Zelt mit dabei und will nun einen Zeltplatz suchen, an dem er das Zelt mehrere Tage stehen lassen und zu dem er jeden Abend zurückkehren kann. Im Grunde will er also die Tour genauso etappenweise laufen wie ich (nur jeden Tag eine und nicht mit Pausen dazwischen). Das Gepäck ist einfach zu schwer geworden und er hat die erste Blase. Es ist sein erster Fernwanderweg. Den Fehler zu viel Gepäck auf einer Mehrtageswanderung mitzunehmen habe ich beim ersten Mal auch gemacht. Den Fehler macht man aber wirklich nur einmal, weil man ihn sofort am ersten, spätestens am zweiten Tag bereut. Es ist erstaunlich auf wie viel man verzichten kann, wenn man einmal abends total außer Puste mit einem solchen schweren Rucksack in der Unterkunft ankommt.

Ich wünsche ihm noch viel Glück und eine schöne Woche und laufe weiter. Ich glaube einen neidischen Blick auf meinen Tagesrucksack gesehen zu haben. Es geht etwas bergab und dann durch das schöne Wolfertstal, in dem ich dem ersten bayrisch anmutenden Kreuzweg begegne. Man merkt hier schon deutlich, dass Baden-Württemberg und Bayer nicht mehr weit voneinander entfernt sind - auch am Dialekt der vorbei fahrenden Radfahrerinnen. Wieder geht es leicht bergauf und in diesem Wald habe ich mich das erste Mal auf dem HW1 verlaufen. Ich habe ein Schild übersehen, das vom Neigungswinkel nach rechts kippt und mit der flachen Seite auch in diese Richtung weist. Mittlerweile bin ich diese indirekten Wegweiser gewohnt und hätte den impliziten Pfeil, der hinter der Symbolik des Dreiecks steckt (flache Seite weist immer in Wegrichtung Donauwörth - auch auf dem HW2 im Süden übrigens), aber ich habe das Schild ganz einfach übersehen, weil ich in Gedanken war. So bin ich wieder zurück gelaufen, um wieder auf dem markierten Weg zu gelangen. Ein letztes Mal den Berg hinunter und man kommt in Unterkochen an, das praktischerweise über einen Bahnhof verfügt. Unterkochen liegt auf der Nebenstrecke, die Aalen mit Heidenheim verbindet. Und so kommt man auch bequem nach Aalen und kann dort dann in den Zug zurück nach Stuttgart einsteigen.

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