Mittwoch, 11. April 2012

Wandertipp: die drei Kaiserberge Hohenstaufen, Rechberg und Stuifen

In der Göppinger Gegend staufert es überall, wie der Autor des Buches "ErlebnisSchwäbische Alb"  so schön sagt. Und dazu gehören auch die drei Kaiserberge, die man vom Fuchseck auf dem HW1 so schön sehen kann. Oft sieht man sie von dort im Nebel verhüllt. Die Landschaft darunter ist nicht sichtbar, aber die Berge spitzeln aus dem Nebel hervor. Sie zu besteigen erfordert Kondition. Die drei Aufstiege sind nicht ohne. Wer die Tour etwas verkürzen möchte, kann von Göppingen mit dem Bus zum Ort Hohenstaufen fahren. Das spart 8 km.

Wegverlauf: Göppingen - Spitalwald - Hohenstaufen - Rechberg - Stuifen - Waldstetten

Weglänge: 23km


Anreise: mit dem Zug direkt nach Göppingen.

Abreise: mit dem Bus von Waldstetten nach Schwäbisch Gmünd und dort mit dem Zug zurück nach Stuttgart

Kurz gefasst folgt man von Göpping bis zum Hohenstaufen dem roten Balken (Hauptwanderweg 7, HW 7), dann dem roten Kreuz über den Rechberg hinauf zum Stuifen und dann dem blauen Kreuz nach Waldstetten. Weiter nach Schwäbisch Gmünd zu laufen kann ich leider nicht empfehlen. Zu viele Autos, zu viel Lärm, zu viel Gestank. Man nimmt daher lieber den Bus von Waldstetten nach Schwäbisch Gmünd.

Gut gelaunt war ich aufgestanden und fühlte mich sehr wohl. Aber schon am Bahnhof merke ich, dass für alle anderen heute ein komischer Tag ist. Es gibt so Tage, an denen die ganze Welt verrückt zu spielen scheint. Bereits beim Fahrkartenkauf werde ich zwei Mal von vorüberhechtenden Passagieren angerempelt als ich am Fahrkartenautomat stehe. Hinter mir gab es wirklich meilenweit Platz, um vorbei zu gehen. Aber nein, sie müssen mich anrempeln. Das ist wie am U-Bahnhof. Wenn man dort mit einer Zeitung oder einem Buch lesend auf den Zug wartet, laufen andere so dicht an einem vorbei, dass sie oft das Buch oder die Zeitung streifen, obwohl es auch hier massig Platz hätte in gebührendem Abstand vorbei zu laufen. Es wird der Tag kommen, an dem ich diesen Leuten ein Bein stelle. Weiter ging es bei der Schlange am Bäcker. Erst wollte sich einer direkt vor mich stellen, obwohl ich schon länger dort stand. Als ich ihn kritisch anschaue, stellt er sich hinter mir an, rückt mir aber so nah auf die Pelle, dass er mit seinem fetten Bierbauch ständig meinen Rucksack berührt. Glaubt er wirklich, dass es schneller geht, wenn er meinen Rucksack auffrisst? Nervkralle. Was ist nur aus meinem schönen Tagesbeginn geworden?

In Göppingen komme ich im geschäftigen Morgentrubel an, der einer Stadt dieser Größe morgens anlastet. Ich laufe durch die Fußgängerzone entlang des roten Balkens, der immer gut sichtbar ist; alternativ das Zeichen für den Jakobsweg. Im darauf folgenden Wohngebiet stehen die Mülleimer in Reih und Glied sauber zur Straße ausgerichtet. Die Göppinger scheinen ein diszipliniertes ordentliches Völkchen zu sein. Ich muss schmunzeln. Als ich am Wald angelangt bin fällt die Anspannung von mir ab, die mir die umgebende Welt heute aufgebürdet hat. Jetzt schwinge ich wieder in meiner eigenen Stimmung, die ich schon beim Aufstehen hatte. Jetzt geht es mir wieder gut.

Es geht durch den Spitalwald, einem verwunschenen Wald mit einigen Tümpeln voller Algen, auf denen ab und zu eine Ente schwimmt. Die abgesägten Bäume und Äste werden im Wald liegengelassen wo sie langsam vermodern und mit Moos überwachsen. Ich beobachte seit einigen Jahren, dass die Forstwirtschaft umdenkt. Wo früher alles aus dem Wald rausgeholt wurde und dieser sauber und ordentlich aussah, wird nun alles liegengelassen, was Kleintieren und Insekten ein neues Zuhause gibt.

Weiter vorne auf einer Lichtung treffe ich eine Kindergartengruppe, die zum Frühstückspicknick dick eingemummt auf einer Decke sitzt und singt "piep piep piep, wir haben uns alle lieb und wünschen guten Appetit." Manche Dinge ändern sich nie. Lach.

Der Ort Hohenstaufen liegt am Berg, direkt unterhalb der Ruine Hohenstaufen. Als ich den Ort zum ersten Mal sehe, sehe ich rechts auch schon den Rechberg und den Stuifen. Alle drei Kaiserberge auf einen Blick versammelt. Zur Ruine geht es steil rauf, vorbei an einer Kirche, die auch Station auf dem Jakobsweg ist. Dort kann man sich einen Stempel abholen. Oben angelangt treffe ich Zimmerleute, die das Ausflugslokal renovieren. Es schallt "message in a bottle" aus dem Pickup. Sie werfen mir ein freundliches "gude morgä" entgegen. Hier oben hat man einen phantastischen Rundblick in die Umgebung. Obwohl es diesig ist, sehe ich sehr weit. Die Ostalb links und rechts das Remstal. Meine beiden Fernwanderwege (HW1 und Remstalhöhenweg) auf einen Blick und ich mittendrin. Ich knabbere noch ein paar Karotten und laufe dann weiter.

Man könnte von hier aus auch einen Abstecher zum 4km entfernten Schloss Wäschenbeuren machen, das auch aus der Stauferzeit stammt, aber sehr gut erhalten ist. Hier auf dem Hohenstaufen findet man nur noch ein paar aufgemauerte Reste. Die Burg wurde nach dem Bauernkrieg abgetragen und ihre Steine finden sich teilweise im Göppinger Schloss wieder.

Erstmal geht es bergab und dann ein Stück an der Landstraße entlang. Man kann hier aber auch einen der Landwege unterhalb wählen und kommt genauso auf den Rechberg. Der anstieg ist erstmal nicht so steil. Man kommt zunächst zur Burg Rechberg. Man wirft ein 2 Euro Stück in einen Schlitz und kann dann durch das Drehkreuz in die Ruine. Und das sollte man wirklich tun. Ich habe selten so eine faszinierende Ruine gesehen. Sie wird renoviert, teilweise wurden die Holzoberbauten wieder aufgerichtet, in denen man laufen kann. Es gibt Tafeln, auf denen gezeigt wird wie der nächste Raum ursprünglich ausgesehen hat. Noch nie habe ich so etwas tolles gesehen!

Nach der Ruine geht es dann wieder rauf zur Kirche. Auf dem Weg dorthin kreuzt man den geologischen Lehrpfad, der die verschiedenen Gesteinsschichten auf der Alb erklärt. Man kann die schichten beim Bergauflaufen sehen, sie wurden freigelegt. Sehr anschaulich! Auf dem Rechberg gibt es einen Gasthof, bei dem man auch im Freien sitzen kann. ich würde wirklich liebendgerne ein Bier trinken, habe aber solchen Hunger, dass ich erstmal auf einer Bank mit Aussicht Platz nehme und mein Sandwich vertilge. Nun habe ich aber auch keine Lust mehr auf ein Bier danach. Erst essen, dann trinken, das ist irgendwie komisch. Hier einzukehren wäre schön gewesen, aber ich wollte heute Abend nicht mein mitgebrachtes Sandwich wegwerfen. Manchmal sollte man vorher wissen, ob diese Ausflugslokale auch tatsächlich auf haben.

Nun geht es wieder runter und zur Landstraße rüber, die man überquert und erst ein Stück nach rechts läuft bevor man auf den Stuifen aufsteigen kann. Der ist sehr steil. Und es gibt hier auch keine Menschen. Überhaupt wirkt er etwas einsam. Beim Aufstieg sehe ich gleich ein Baumgemetzel. Es gibt wirklich Waldarbeiter, die Bäume nicht fällen, sondern abmetzeln. Es sieht aus wie auf einem Schlachtfeld. Das tut mir in der Seele weh.

Oben angelangt bin ich stolz den dritten Aufstieg heute gemeistert zu haben. Das viele Laufen zahlt sich aus, ich habe tatsächlich Kondition bekommen. Oben befinden sich eine Hütte des THW und ein Grillplatz. Ich kann mir vorstellen, dass es sich hier sehr gut feiern lässt. Und ein nigelnagelneues Gipfelkreuz steht hier. Letztes Jahr errichtet. Schön, dass solche Traditionen auch heute noch fortgesetzt werden.

Hier muss man dann etwas auf den Weg achten. Der Wegweiser ist nicht so gut zu erkennen. Links neben der Hütte geht es auf einem unscheinbaren Trampelpfad durch den Wald nach oben. Und weiter geht es durch ein erneutes Baumgemetzel. Der Hang sieht unglaublich aus. Andächtig laufe ich hinunter und schäme mich für meine Artgenossen.

Der Abstieg dauert lange. Es geht viel weiter runter als vorher hoch. Ich bin tiefer als nach dem Rechberg. Und nach Waldstetten geht es noch tiefer runter. Im Ort angekommen, komme ich auch gleich wieder in der umtriebigen Zivilisation an. In einem Getränkemarkt nehme ich mir noch ein paar Flaschen Bier der örtlichen Brauereien mit. Ein schöner Tag liegt hinter mir.

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