Donnerstag, 24. Mai 2012

12. Etappe: Donauwörth – Unterfinningen


Wegverlauf: Donauwörth – Riedlingen – Reichertsweiler – Oppertshofen – Oberliezheim – Unterliezheim – Unterfinningen

Weglänge: 27 km

Karte: Keine

Anfahrt: Mit dem Zug nach Aalen und dort in den Zug nach Donauwörth umsteigen.

Rückfahrt: Keine. Übernachtung in Unterfinningen.

Gelaufen am: 24.05.2011

Als ich in Donauwörth ankam war ich in Hochstimmung. Ich hatte es tatsächlich geschafft, was ich anfangs nur für eine wage Möglichkeit gehalten hatte. Und wie es so ist habe ich in dieser Hochstimmung sofort beschlossen auch noch den Südrandweg zu laufen und natürlich anschließend das Stück Nordrandweg, das mir noch fehlte: von Tuttlingen zum Traifelberg. Gesagt getan: im Internet habe ich mich informiert wie viele Etappen der Südrandweg hat und habe mir gleich die ersten beiden ausgesucht: von Donauwörth nach Unterfinningen und dann weiter nach Oggenhausen. Ich habe schnell festgestellt, dass ich auch hier abends nicht nach Hause zurück komme und habe im Internet auch gleich das Schlössle Finningen als Unterkunft gefunden. Gebucht war schnell, und so ging ich bereits zwei Wochen nach Ankunft in Donauwörth wieder los. Man kommt sich vor wie auf großer Fahrt. Es ist phantastisch.

Nachdem mir nach der zweitägigen Wanderung die Füße so wehgetan hatten, habe ich mich mit einem Kollegen unterhalten, der Wanderungen über die Alpen führt. Er meinte es sei besser Schuhe mit harten Sohlen zu haben, wenn man mehr Gepäck auf den Schultern trägt. Dann würden die Füße nicht so schnell ermüden. Ich habe also meine alten Bergschuhe rausgeholt, mit denen ich im Januar noch Schneeschuhwandern war und habe sie auf die nächsten beiden Etappen mitgenommen. Meine Trekkingschuhe waren zudem schon ziemlich verschliessen und ich dachte auch hier über neue nach.

In Donauwörth ging ich gleich am Bahnhof los Richtung Süden anstatt wieder zu der Tafel am Zeughaus zurück zu kehren, an der der Südrandweg eigentlich beginnt, da ich von dieser zum Bahnhof schon letztes Mal gelaufen war. Bloß keine Lücke auf dem Weg lassen. Ich will jeden Zentimeter laufen. Eine Karte für die Tour zu finden gestaltete sich schwierig. Ich hatte meinen Donauwörther Stadtplan, auf dem der Beginn des HW 2 bis raus aus dem Ort eingezeichnet war, was gut durch die Stadt half. Aber für danach gab es keine Karte im Wandermaßstab 1:50.000 - außer ich hätte die komplette HW1/2 Karte kaufen wollen. Und so habe ich mir aus dem Internet eine Karte runter geladen, die zwar nicht sonderlich genau war, aber mir den Weg einigermaßen vorgab. Da Fernwanderwege meist gut beschildert sind, stellte das auch kein sonderliches Problem dar.

Ein bisschen komisch war es schon nun "zurück" zu laufen - zumindest was die Himmelsrichtung anging. Ich hatte zuvor auf einer größeren Karte beide Wege miteinander verglichen. Wo ich am Südrandweg sein würde und was dem am Nordrandweg entspräche. Sehr spannend. Und eine kleine Orientierungsschule.

In Donauwörth ging es durch Riedlingen hoch zum Wald und von dort an auch fast ausschließlich im Wald. Ich schaute von einer Anhöhe rüber nach Wörnitzstein. Dort war ich gelaufen! Faszinierend. Schon bald aber machten mir meine Stiefel Probleme. Ich muss wohl auf meinen vielen Wanderungen die Füße platt gelaufen haben. Jedenfalls passten mir die Stiefel, welche ich noch im Januar auf einer Schneeschuhwanderung ohne Probleme an hatte, in der Länge nicht mehr richtig. Wie konnte das sein? Nach nicht mal dreihundert Kilometern? Ich war erstaunt wie schnell so etwas geht. Später hat mir in einem Laden ein anderer Wanderer bestätigt, dass er das gleiche Problem hat. Ja, schön. Kein Vorteil (Spaß am Wandern) ohne Nachteil. Ich versuchte so gut wie möglich durchzuhalten. Diese Etappe nach Unterfinningen musste ich unbedingt schaffen. Ich konzentrierte mich auf den Wald und versuchte die Füße auszublenden. Der Wald war wunderschön. Hirschkäfer liefen über den Weg, auch Weinbergschnecken und Nacktschnecken. Die ersten Hummeln lagen wieder tot am Wegesrand. Es schien als habe die Tierwelt auch ihre Jahreszeiten. Erst so viele Hummeln, von denen die ersten wieder starben und nun die Schnecken. So etwas war mir noch nie zuvor aufgefallen. Auch die Haut einer Blindschleiche fand ich. Durch die Jahreszeiten zu wandern hat was.

Ab und an kam ich aus dem Wald heraus und wurde meist von Gesternfeldern begrüßt. Optisch ist Gerste mein Lieblingsgetreide. Ich mag es wie seine Federn im Wind hin und her wogen und wie das Gerstenfeld in der Sonne schimmert. Das gibt schöne Photomotive und eine idyllische Stimmung. Vor Oppertshofen war auch ein solches Feld, das Dorf lag weiter unten in einer sanften Senke und dahinter erhob sich die Landschaft wieder leicht mit weiteren Feldern. Ein perfekter Ort für eine Pause! Ich mag es an stimmungsvollen Plätzen zu essen.

Dann wieder Wald und wieder ein Örtchen namens Oberliezheim. Ein richtig nettes Dorf, aber natürlich mit einer riesigen Kirche wie es sich das für Bayern gehört. Sie war auf und der Innenraum willkommen kühl. Das Wetter war wieder phantastisch und ideal für kurze Hose, T-Shirt und Sonnenbrand. In der Nähe der Kirche gibt es einen Dorfteich, in dem Frösche quaken. Davor ist eine Bank, auf die ich mich setzte und erleichtert die Schuhe auszog. Sie passten einfach nicht mehr richtig und die Füße beschwerten sich immer mehr. Das Ignorieren half nur noch streckenweise. Ich hoffte einfach, dass die Füße sich über Nacht erholen würden, damit ich auch die morgige Etappe laufen würde können. In meinem Rucksack hatte ich eine Flasche Arnikaöl mit dabei. Das sollte dabei helfen.

Die letzten Kilometer nach Unterfinningen waren jedoch eine Qual. Ich stützte mich mehr auf meine Stöcke beim Laufen und war froh als ich das Schlössle Finningen sah. Es sieht wunderschön aus. Ein toll renoviertes altes Haus mit einem einladenden Biergarten davor, in dem eine Gesellschaft mit Sekt anstieß. Ich kam mir mit meiner Wandererkluft etwas deplaziert vor, aber die Menschen begrüßten mich freundlich und freuten sich eine Wanderin da zu haben. Mein Zimmer war wunderschön und ich freute mich über die tolle Unterkunft.

An die Füße dachte ich leider wenig als ich im Bierarten saß. Die Schuhe waren immer noch eng angeschnürt und als ich mein Bier trank winkten mich die beiden vom Nachbartisch rüber. Die Gesellschaft war gegangen und wir drei die einzigen im Biergarten. Ich bestellte eine große Portion Schnitzel mit Salat und ein weiteres Bier. Es stellte sich heraus, dass der Ältere von beiden der Besitzer des Schlössles war und dieses nun an seinen Sohn und dessen Frau übergab. So kam ich in den Genuss einiger Geschichten über diesen Ort. 

Der Zweite war Mössingen und machte mit seinem Segelflugzeug "segelwandern". Er wollte eigentlich bis nach Mössingen zurück, hat es aber mit den herrschenden Winden nicht geschafft und wartete auf seine Rückholer. Natürlich bin ich mit zum Maisfeld, in dem er gelandet ist und habe geholfen das Segelflugzeug im Anhänger zu verstauen. Wie spannend! Ich bin auch einmal drin gesessen. Gar nicht so unbequem. Und dass ein so großes Segelflugzeug in einen solchen relativ kleinen Anhänger passt ist phantastisch. Es gibt also noch weitere Abenteurer auf der Alb.

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